Tag 87 von 100 - 17.10.2020
Freundschaftsspiel:
Wismut Karl-Marx-Stadt (Aue) - 1. FC Kaiserslautern 3:5
6. Oktober 1956, Leipzig (Zentralstadion), ca. 110.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter
Kaum ein Spiel des 1. FC Kaiserslautern ist derart im kollektiven Gedächtnis verankert, wie die Begegnung gegen Wismut Aue (das sich aus politisch-propagandistischen Gründen "Karl-Marx-Stadt" nennen musste) im damals neuen Zentralstadion von Leipzig. In Zeiten des 'Kalten Krieges' wurde die Einladung des 1. FCK als westdeutsche Mannschaft in die DDR als Sensation empfunden. Das Interesse an diesem Spiel war jedenfalls weit über die Grenzen Leipzigs hinaus riesengroß. Die Rheinpfalz berichtete, dass mehr als 300.000 Kartenwünsche eingegangen seien. Das Zentralstadion in Leipzig fasste 100.000 Personen, tatsächlich seien aber mehr als 110.000 Fußballfans im Stadion gewesen.
Außergewöhnlich war bereits der Empfang der Lauterer Spieler vor dem Hotel in Leipzig durch Tausende von Fußballbegeisterten, die vor allem den Weltmeisterspielern der Roten Teufel Ovationen entgegen brachten. Auch die Begrüßung der Walter-Mannschaft im Stadion geriet außerordentlich herzlich. Über das Spiel wusste der Kicker unter anderem zu berichten, dass mit Fritz Walter der "Großmeister des Weltklassefußballs" höchste Fußballkunst demonstriert habe, zum Beispiel bei seinem Tor mit der Hacke über den Kopf hinweg zum 3:1 für Lautern, das Bewunderung und Begeisterung ausgelöst habe. Noch heute gilt dieser Treffer als das schönste und spektakulärste Tor, das Fritz Walter je erzielt hat. Auch das "Aufbauvermögen" eines Horst Eckel wurde lobend erwähnt während von der Gegenseite der glänzende Techniker Manfred Kaiser und Mittelstürmer Willy Tröger besonders hervorgehoben wurden. Die Pfälzische Volkszeitung zeigte sich beim FCK von der "Kombinationsfolge, die keine Abwehrmöglichkeit zuließ" beeindruckt. Fritz Walter und sein Bruder Ottmar seien in "Bestform" gewesen und die Rheinpfalz beschrieb den "Sturmwirbel", den die Lauterer Spieler auf den Rasen gezaubert haben. Für die Tore des 1. FCK sorgten je zwei Mal Fritz und Ottmar Walter sowie Karl Schmidt.
Als einzigen Schwachpunkt der Partie sahen die Pressevertreter den Schiedsrichter, der eine zu harte Gangart einiger Wismut-Spieler zugelassen hat, was Verletzungen von Friedel Späth und Ottmar Walter zur Folge hatte. SED-Funktionäre hingegen übten Kritik an ihren Landsleuten, weil diese zu sehr die Walter-Mannschaft bejubelten, statt ihr eigenes Kollektiv anzufeuern.
Wie gesagt, es war die Zeit des Kalten Krieges. Da nimmt es sich versöhnlich aus, dass die Auer Spieler der FCK - Mannschaft ein lebendes Glücksschwein als Geschenk überreichten.
hw