Tag 90 von 100 - 20.10.2020
USA-Reise des 1. FCK: DAFB-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 1:0
05. Mai 1957, New York (Victoria Stadium), 25.000 Zuschauer
Rund 55 Millionen Menschen wanderten zwischen 1840 und 1935 in die USA aus, darunter auch Millionen Deutsche, deren Nachfahren bis heute bemüht sind, ihre kulturelle Identität und ihre traditionsreichen Wurzeln zu erhalten und zu pflegen. Dazu gehörte in den 1920er Jahren auch der Fußball. Mehrere deutschsprachige Vereine gründeten 1923 die Deutsch-Amerikanische Fußballliga, die sich 1927 in DAFB (Deutsch Amerikanischer Fußball Bund) umbenannte. Nach dem 2. Weltkrieg bemühte sich der Verband rege um die Vertiefung der Beziehungen zwischen den USA und der BRD auf sportlicher Ebene. Der Hamburger SV war 1950 der erste deutsche Verein, der auf Einladung des DAFB in die USA gereist war. Anfang Mai 1957 machte sich dann der 1. FC Kaiserslautern auf den Weg über den großen Teich, um bei einem fast dreiwöchigen Aufenthalt sechs Spiele zu absolvieren. Fritz Walter reiste per Schiff voraus, da er wohl Flugangst hatte. Mit an Bord der "United States" war Sepp Herberger, der die Lauterer als Gast begleitete. Der restliche FCK-Tross folgte per Flug an Bord einer Lufthansa-Super-Constellation und landete in den Morgenstunden des 3. Mai in New York "Idle-Wide". Mannschaft, Begleiter und Offizielle erwartete ein minutiös getaktetes Programm mit Empfängen, Veranstaltungen und diversen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Das in deutscher Sprache erscheinende Blatt "New Yorker Staats-Zeitung & Herold" widmete mehr als die Hälfte seiner 16-seitigen Ausgabe vom 3. Mai dem Reise-Auftakt des 1. FCK. Zahlreiche Zeitdokumente erzählen davon, wie beeindruckt sich die Lauterer nach ihrer Ankunft von der Millionenmetropole zeigten.
Der erste sportliche FCK-Auftritt folgte am 5. Mai. Im Rahmen eines jährlich stattfindenden mehrstündigen Sportfestes auf Randalls Island trat der FCK gegen eine DAFB-Auswahl an. "Wir freuen uns ganz besonders, mit dem 1. FC Kaiserslautern einen der prominentesten Vereine bei uns zu haben…", betonte DAFB-Präsident August Steuer in seiner Begrüßungsansprache. Die All-Stars des DAFB hatten sich gut vorbereitet und vorab vier Testspiele absolviert, die sie alle gewonnen und dabei 22:4 Tore erzielt hatten. Nach Meinung der Presse eine Auswahl bei jeder der 15 Akteure durchaus in einer deutschen Oberliga-Mannschaft hätte spielen können. Betreut wurden die All-Stars übrigens von Johann Herberger, dem Neffen von Bundestrainer Sepp Herberger. Bei seiner sportlichen Premiere auf amerikanischem Boden musste sich der FCK überraschend mit 0:1 geschlagen geben. Dem FCK merkte man die Strapazen der Reise und die klimatische und zeitliche Umstellung deutlich an. Dem 36-jährigen Fritz Walter hatte man ein 18-jähriges Nachwuchstalent namens Herink auf die Füße gestellt, der seine Aufgabe mit Bravour erledigte und den routinierten Denker und Lenker der Lauterer nie richtig zur Entfaltung kommen ließ. Das Tor des Tages fiel in der 80. Minute durch Mittelstürmer Walter Schmid. Es war der erste Sieg einer DAFB-Auswahl gegen ein deutsches Team.
mg