Tag 94 von 100 - 24.10.2020
USA-Reise des 1. FCK: Philadelphia-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 1:10
19. Mai 1957, Philadelphia (La Salle Stadion), 6.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter
Nach dem Gastspiel in der Automobilmetropole im Norden der USA stand die vorletzte Station an der 1.000 Kilometer entfernten Ostküste an. Das fünfte Gastspiel fand in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania statt. Wobei die Mannschaft am Samstag, den 18. Mai zunächst per Flugzeug nach New York reiste. Fritz Walter war per Zug bereits am Abend vorher losgefahren. Von New York ging es dann am Sonntagmorgen per Bus ins knapp 150 Kilometer entfernte Philadelphia. Dort trafen die Kicker aus der Pfalz am Nachmittag erneut auf eine Auswahlmannschaft. Die Philadelphia-All-Stars gingen in diesem Spiel chancenlos unter. Mit 10:1 siegte der FCK in der einseitigen Partie. Der FCK begann eher verhalten und es dauerte bis zur 20. Minute ehe Willi Wenzel die Lauterer Führung erzielte. Nicht einmal zwei Minuten später allerdings glichen die US-Amerikaner durch Bob Casey aus. Doch wenig später konnte erneut Willi Wenzel die erneute Führung erzielen. Nun fielen die Tore wie reife Früchte. Wiederum Willi Wenzel sowie Fritz und Ottmar Walter erhöhten auf 1:5, was gleichzeitig der Halbzeitstand war. Nach dem Wechsel sorgte Friedel Späth für das 1:6 und Erwin Scheffler erzielte mit seinem ersten Lauterer Tor das 1:7. Willi Wenzel und noch einmal Erwin Scheffler erhöhten auf 1:9 und Fritz Walter markierte eine Viertelstunde vor dem Ende mit dem 1:10 den Schlusspunkt der Partie. Die drückende FCK-Überlegenheit ließ sich auch daran ablesen, dass die Gastgeber manchmal minutenlang nicht in Ballbesitz kamen. "Einmal fragte der Mann am Mikrofon, ob niemand der 6.000 Zuschauer einen Mantel für unseren Torwart habe", kommentierte Karl Schmidt süffisant in einem seiner Berichte in die Heimat und frotzelte weiter, "Baßler wollte in der Halbzeit Spielkarten mitnehmen, um mit Hölz und mir eine Skatpartie zu dreschen".
Die Busrückfahrt nach dem Spiel erfolgte erst spät in der Nacht, denn auch an jenem Samstagabend luden die überaus gastfreundlichen US-Amerikaner zum gemeinsamen Essen in einem lokalen Festsaal ein. "Am Abend das unvermeidlich Festbankett im Festsaal des schwäbischen Volksfestvereins! … Die 150. Rede wird gehalten!!!", ließ auch Karl Schmidt durchblicken, dass die zahllosen offiziellen Termine doch sehr anstrengend zu sein schienen. "Wenn wir mit jedem, der uns zum Drink einlädt, trinken wollten, wären wir schon drei Wochen lang blau", war auch nach diesem langen Abend die Erkenntnis des Sportlers, dessen Meinung seine Kameraden durchaus geteilt haben dürften.
mg