Foto: 1. FC Kaiserslautern
Foto: 1. FC Kaiserslautern

Defensivmann mit großem Kämpferherz

Der frühere FCK-Abwehrchef Dietmar Schwager wäre heut 80 Jahre alt geworden

15.08.2020

 

Wie kaum ein anderer Akteur seit Gründung der Bundesliga verkörperte er die kämpferischen Tugenden der Roten Teufel. Gemeint ist Dietmar Schwager, der zwölf Jahre lang in Diensten des FCK stand und der während seiner Zeit am Betzenberg auf stolze 320 Spiele in der Bundesliga kam. Ein echter Lautrer, der 1940 in der Barbarossastadt geboren wurde. Seine ersten fußballerischen Erfahrungen sammelte Dietmar Schwager beim ASV Kaiserslautern oberhalb der Entersweiler Straße. Im Alter von 21 Jahren wurde er vom VfR Kaiserslautern verpflichtet, der damals in der Oberliga Südwest kickte. Nach zwei VfR-Jahren wechselte der kompromisslose Defensivmann dann im Sommer 1964 vom Erbsenberg zum Betzenberg. Bis 1976 blieb Dietmar Schwager seinem FCK treu, ehe er die Fußballschuhe als aktiver Spieler an den Nagel hängte. Heute wäre Dietmar Schwager 80 Jahre alt geworden.

 

Beim VfR Kaiserslautern debütierte der harte Zweikämpfer am 19. August 1962 vor heimischem Publikum bei einem 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken. Vier Tage nach seinem 22-Geburtstag. Am Saisonende in der damals erstklassigen Fußball-Oberliga Südwest, hatte "Dittes" Schwager in der letzten Spielzeit der alten erstklassigen Oberliga ganze 26 Ligaspiele bestritten und ein Tor erzielt. Der VfR belegte Tabellenplatz 13 während sich der 1. FCK mit der Meisterschaft gleichzeitig die Nominierung zur neu gegründeten Fußball-Bundesliga gesichert hatte. Dietmar Schwager ging in der Folgesaison mit dem VfR in die ebenfalls neu installierte Fußball-Regionalliga Südwest. Er absolvierte in der Spielzeit 1963/1964 immerhin 37 Spiele und belegte mit den "Erbsenbergern" unter Trainer Werner Baßler am Ende den siebten Tabellenplatz. Dietmar Schwager hatte durch seine Defensivqualitäten entscheidend dazu beigetragen, dass die Mannschaft vor allem zuhause überragend abschnitt. Nach Ende der Spielzeit nahm Dietmar Schwager dann ein Angebot des 1. FC Kaiserslautern an und wechselte zur Saison 1964/1965 zum Betzenberg und damit in die Fußball-Bundesliga!

 

Sein Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse feierte er für die Roten Teufel dann gleich am ersten Spieltag der Saison. Beim 2:1 Heimsieg gegen den SV Werder Bremen am 22. August 1964 stand er in der Startelf und absolvierte die vollen 90 Minuten. In der Anfangszeit bewährte sich Dietmar Schwager als klassischer Vorstopper. Doch sehr bald avancierte er als Stopper und später als Libero zum unangefochtenen Abwehrchef des FCK und war für mehr als zehn Jahre aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. In dieser Zeitspanne wurde er von Trainern wie Günter Brocker, Gyula Lóránt, Egon Piechaczek, Otto Knefler, Erich Ribbeck und Dietrich Weise betreut. Zu seinen Mitspielern und langjährigen Weggefährten zählten unter anderem Willy Reitgaßl, Winfried Richter, Jacobus "Co" Prins, Werner Mangold, Otto Rehhagel, Helmut Kapitulski, Jürgen Friedrich, Klaus Toppmöller, Seppl Pirrung, Hermann Bitz, Ernst Diehl, Fritz Fuchs, Werner Melzer, Roland Sandberg und Ronnie Hellström. Er wurde zum legitimen Nachfolger des Weltmeisterstoppers Werner Liebrich und seine Zuverlässigkeit und Vereinstreue machten ihn zu einer selbstständigen Größe der FCK-Geschichte.

 

Nicht selten waren es vor allem die von Dietmar Schwager und Ernst Diehl leidenschaftlich vorgetragenen Attacken in der Schlussphase eines Spiels, die einer Begegnung noch die entscheidende Wendung gaben. Sein unbändiger Wille verlieh der Mannschaft häufig den motivierenden Schub, der in den letzten Minuten genau die Kräfte mobilisierte, die notwendig waren, um doch noch ein Unentschieden oder gar einen Siegtreffer erzielen zu können. Eines der Fundamente auf denen der Mythos des FCK mitbegründet wurde. Dietmar Schwager, allgemein nur "Dittes" genannt, war kämpferisch ein Vorbild. Ihn prägten Teamgeist und Fairness und vor allem sein unbeugsamer Wille, für seine Mannschaft, stets sein Bestes zu geben und Spiele zu gewinnen. Der "Dittes" war kein Filigrantechniker, seine besonderen Qualitäten waren stattdessen sein unerschrockenes Zweikampfverhalten, sein gutes Stellungsspiel, seine Kopfballstärke sowie seine Schlagsicherheit.

Foto: Archiv Eric Lindon
Foto: Archiv Eric Lindon

Am letzten Spieltag der Saison 1974/1975, am 14. Juni 1975, verabschiedete sich Dietmar Schwager bei einem 3:3 auswärts beim Wuppertaler SV als Aktiver aus der Bundesliga. In seiner FCK-Laufbahn absolvierte "Dittes" Schwager insgesamt 320 Bundesligaspiele für seinen FCK wobei er zwei Tore erzielte. Damit hat er nach Werner Melzer die zweitmeisten Bundesligaspiele für den 1. FCK aufzuweisen. Zudem kam er bei 33 DFB-Pokal-Spielen (2 Tore) und 7 UEFA-Cup-Begegnungen zum Einsatz. Eine überragende Bilanz! Für die Niederlage im DFB-Pokalendspiel 1972 gegen Schalke 04 wurden Dietmar Schwager und seine Kameraden im Oktober 1973 durch den legendären 7:4-Triumph gegen Bayern München entschädigt. Diese bis heute unvergessene Partie auf dem ausverkauften Betzenberg war einer der Höhepunkte in Dietmar Schwagers Karriere, die ihn mit dem FCK auch in viele ausländische Stadien führte, beispielsweise nach Stockholm, Bern, Salzburg, Malmö, Erevan und Stoke.

 

Nach seiner aktiven Fußballerzeit erwarb Dietmar Schwager die Trainerlizenz und betreute in der Spielzeit 1975/1976 die Amateure des 1. FC Kaiserslautern. Zwischen 1976 und 1977 und zwischen 1977 und 1979 war er Trainer bei Borussia Neunkirchen. Anschließend war er beim FC Schalke 04 Assistent von Ex-FCK-Trainer Gyula Lóránt. Im Dezember 1979 beerbte er Lóránt in dessen Amt und wurde seinerseits nach einer Serie von sieben sieglosen Bundesligaspielen im April 1980 entlassen. In der Saison 1980/1981 trainierte Dietmar Schwager den FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga Süd. Im Sommer 1990 wurde er nochmals Trainer der FCK-Amateure. Doch sein zweites Engagement bei den FCK-Amateuren endete mit einem Missklang, dem eher ein unglücklicher Zufall als böse Absicht vorausgegangen war. Der verdiente Ex-Spieler Dietmar Schwager erfuhr nach eigenen Angaben vom Platzwart von seiner vorzeitigen Beurlaubung nach einigen sieglosen Begegnungen. Für Dietmar Schwager ein unverzeihlicher Fauxpas!

 

Dietmar Schwager wurde im Lauterer Stadtteil Dansenberg heimisch, arbeitete als Repräsentant einer Firma für Bürotechnik und führte mit seiner Ehefrau Gerlinde eine Lotto-Annahmestelle in der Lauterer Innenstadt. Vor knapp zwei Jahren, am 20. November 2018 verstarb Dietmar Schwager im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Heute wäre er 80 Jahre alt geworden. Im FCK-Museum wird "Dittes" Schwager weiterleben, denn dort werden ihn die Besucher auch weiterhin auf dem großen Bildschirm beim "Jahrhundertspiel" gegen Bayern München bewundern können.

 

mg / hw

...zurück