Kraftpaket und Kämpfer im Sturm der Walterelf
Heute wäre Willi Wenzel 90 Jahre alt geworden
12.10.2020
Seine ersten fußballerischen Erfahrungen machte Willi Wenzel bei der TSG in Kaiserslautern ehe er schon als Jugendlicher zum FCK wechselte. Auf dem Betzenberg durfte er sich dann bereits als 18-jähriger das FCK-Trikot überstreifen und kam zu einigen Einsätzen in der ersten Mannschaft. Zur Spielzeit 1949/1950 wechselte er aus beruflichen Gründen dann auf den Horeb zum FK Pirmasens und kam dabei in drei Oberligaspielen auf zwei Tore. Schon nach einer Spielzeit kehrte er aber wieder zum FCK zurück. Er hat danach nie wieder für einen anderen Verein gespielt. Heute wäre Willi Wenzel 90 Jahre alt geworden.
Nach seiner Rückkehr auf den Betzenberg nahm die Fußballerkarriere von Willi Wenzel Fahrt auf. Der gelernte Angreifer, den die meisten wegen seiner markant dunklen Haarfarbe nur "de Schwarz" nannten, spielte überwiegend als Halblinker. Als technisch versierter Torjäger avancierte er beim FCK schnell zum Stammspieler und entwickelte sich zur idealen Ergänzung von Fritz Walter, die sich auf und neben dem Platz glänzend verstanden. Mit dem FCK wurde er am Ende der Spielzeit 1950/51 deutscher Fußballmeister. Man möchte meinen, seine Rückkehr von Pirmasens kam grade noch rechtzeitig! Nach dem Weggang von Werner Baßler, der nach dem Titelgewinn ein Angebot des VfR Mannheim angenommen hatte, wurde in der FCK-Offensive ein Platz frei. Willi Wenzel nutzte seine Chance. Der Offensivmann mit dem Prädikat Kraftpaket und Kämpfer wurde zu einem wesentlichen Bestandteil der wohl besten Sturmreihe, die der FCK jemals hatte und war aus der Walter-Elf im Grunde nicht mehr wegzudenken.
Nur zwei Jahre später stand der FCK erneut im Finale um die deutsche Meisterschaft. Im Finalspiel gegen den VfB Stuttgart gelang ihm beim 4:1 Erfolg der Roten Teufel sogar ein Tor. Auch 1954 und 1955 erreichte Willi Wenzel mit dem FCK jeweils das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Im Jahr des triumphalen WM-Erfolges unterlag der FCK allerdings Hannover 96 mit 1:5 und ein Jahr darauf musste sich der FCK im Finalspiel gegen Rot-Weiß Essen mit 3:4 geschlagen geben. Im Spiel gegen Essen erzielte Willi Wenzel sogar zwei Treffer. Zwischen 1953 und 1956 erzielte er in den drei Spielzeiten in der Südwest-Oberliga insgesamt 23 Tore! Seine Torgefährlichkeit hievte ihn letztlich in die höchsten Regionen der FCK-Torjägerliste. In 239 Pflichtspielen erzielte er 165 Tore für die Roten Teufel, davon 139 in der Oberliga! Willi Wenzel ist damit hinter den Walter-Brüdern und Werner Baßler der viertgefährlichste Torjäger der Vereinsgeschichte! Dem Sportjournalisten Heinrich Breyer gestand der ehemalige Bundestrainer Sepp Herberger einmal, "wenn nicht ohnehin schon vier und später fünf Kaiserslauterer Mitglieder der Nationalelf gewesen wären, dann hätte ich den Willi Wenzel auch noch geholt".
In einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Köln im Jahr 1959 erlitt Willi Wenzel einen Kreuzbandriss. Eine Verletzung die in diesen Zeiten vielfach Anlass zum Ende einer Fußballerkarriere gab. Nicht so bei Willi Wenzel, denn der kämpferische Stürmer ackerte sich noch einmal zurück in die Mannschaft. Sein Qualitäts-Niveau aus der Zeit vor der schweren Verletzung erreichte er jedoch nur noch selten. In der Saison 1961/62 bestritt er seine letzten Ligaspiele. In einem dieser Spiele, am heimischen Betzenberg gegen den FK Pirmasens, erlebten die Zuschauer Willi Wenzel noch einmal in glänzender Form. Am Ende jener Spielzeit, im Sommer 1962, hing er die Fußballschuhe an den Nagel und beendete seine Karriere. Nach seiner Fußballerlaufbahn übte er seinen ursprünglich erlernten Beruf aus und führte ein Fachgeschäft und Meisterbetrieb es für Steinplatten und Bodenbeläge. Lediglich für die FCK-Traditionsmannschaft schnürte er bisweilen noch hin und wieder die Fußballschuhe. Am 25. Januar 1999 verstarb Willi Wenzel viel zu früh im Alter von nur 68 Jahren. Heute wäre er 90 Jahre alt geworden.
mg