Ein Sachse zwischen Hölle und Himmel
Der ehemalige FCK-Stürmer Jürgen Rische wird heute 50 Jahre alt
30.10.2020
Schon als kleiner Knirps schnürte er die Fußballschuhe. In der Kindermannschaft der Betriebssportgemeinschaft (BSG) des Glasseide-Werkes in seinem Geburtsort Oschatz in Sachsen. Die Rede ist von Jürgen Rische, der 1983 zur Schülermannschaft des 1. FC Lokomotive Leipzig kam. Mit 17 spielte er erstmals in der DDR-Oberliga, der höchsten Spielklasse des DFV. Nach der Wende spielten die Leipziger ab der Saison 1991/92 mit Jürgen Rische als VfB Leipzig zunächst in der 2. Bundesliga und stiegen 1993 in die 1. Bundesliga auf. Während der Saison 1995/96 wechselte Jürgen Rische zum 1. FC Kaiserslautern und erlebte am Betzenberg während seiner ersten zweieinhalb Jahre sprichwörtlich Himmel und Hölle, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge. Heute wird Jürgen Rische 50 Jahre alt.
Schon zu DDR-Zeiten zeichnete sich bei Jürgen Rische früh eine verheißungsvolle Karriere als Fußballer ab. Immerhin war er zwischen 1985 und 1989 Juniorennationalspieler der DDR, wurde bei der U-18-EM 1988 mit seinem Team Dritter. Seine Premiere in der DDR-Oberliga feierte er am 5. Dezember 1987, als er am 12. Spieltag der Saison 1986/87 mit erst 17 Jahren eingewechselt wurde. Zur Spielzeit 1989/90 wurde er beim 1. FC Lokomotive Leipzig offiziell in die Oberligamannschaft des Klubs aufgenommen. 1989 wurde Jürgen Rische in die Fußballolympiaauswahl der DDR berufen, mit der er bis Sommer 1990 sieben Länderspiele bestritt. Zuletzt spielte diese neu formierte Auswahl am 28. Juli 1990 in Milwaukee gegen die A-Auswahl der USA. Noch vor Beginn der Qualifikationsspiele für Olympia 1992, die in Europa über die U-21-EM ablief, wurde die Mannschaft im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zurückgezogen.
Den endgültigen Durchbruch zum Stammspieler schaffte Jürgen Rische 1990/91 mit 25 Punktspieleinsätzen. Mit acht Treffern wurde er Torschützenkönig der Leipziger. Nach der Umbenennung des 1. FC Lokomotive zum VfB Leipzig 1991 schafften die Sachsen bis 1993 den Durchmarsch in die 1. Bundesliga. In seiner Debütsaison in der Bundesliga kam er in allen 32 Spielen zum Einsatz und erzielte sechs Tore. Der VfB Leipzig hielt sich jedoch nur ein Jahr lang in der Beletage des deutschen Fußballs. In der darauffolgenden Zweitligasaison fehlte Jürgen Rische beim VfB nur in einem Punktspiel und wurde mit 17 Treffern nicht nur Torschützenkönig der Leipziger, sondern auch in der 2. Bundesliga. Seine letzten Spiele für den VfB Leipzig bestritt Rische in der Hinrunde der Saison 1995/96.
Im Winter 1995 wechselte der sympathische Sachse dann zum 1. FC Kaiserslautern. Sein erstes Bundesligaspiel für den FCK absolvierte er am 9. Dezember 1995. Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen führte er sich gleich gut ein und schoss beim 1:0 Sieg der Lauterer gegen die Werkself vom Niederrhein das Tor des Tages. Im weiteren Verlauf der Horror-Saison 1995/96 blieb er jedoch meist Ersatzspieler. Bei seinen 17 Einsätzen bis zum Saisonende stand er nur zehnmal in der Anfangself, sechsmal wurde er eingewechselt. Seiner ihm zugedachten Rolle als Goalgetter wurde er in der Rückrunde jener denkwürdigen Saison jedoch nicht gerecht. Am Ende der Spielzeit stieg der FCK erstmals aus der Bundesliga ab. Der Beginn einer Geschichte mit wechselhaften Gefühlen, an deren Beginn erst einmal der Gang in die vermeintliche Hölle stand. Eine Woche nach dem besiegelten Abstieg sicherte sich der FCK im DFB-Pokalendspiel 1996 den Titel durch ein 1:0 gegen den Karlsruher SC. Jürgen Rische wurde jedoch nicht eingewechselt.
In der Zweitligasaison 1996/97 war Jürgen Rische zwar in 30 von 34 Punktspielen dabei, darunter waren aber nur 16 über die komplette Spieldauer. Mit seinen zwölf Toren gehörte er aber erneut zu den torgefährlichsten Spielern. Nach der sofortigen Rückkehr in die Bundesliga schaffte der FCK das Unmögliche und wurde als Aufsteiger Deutscher Meister. Am Titelgewinn war Jürgen Rische mit 27 Punktspielen und elf Toren beteiligt. Hinter Olaf Marschall (21 Tore) wurde er zweitbester Torschütze. 1998/99 erzielte er in 29 Spielen drei Tore, außerdem in sieben Spielen der Champions League vier Tore. Die Spielzeit 1999/2000 wurde seine letzte am Betzenberg. Er war im Winter gekommen und er ging im Winter. Im Januar 2000 wechselte er zum VfL Wolfsburg. Für den FCK hatte Jürgen Rische bis dahin insgesamt 126 Pflichtspiele bestritten und dabei 33 Tore erzielt.
Bei den Wölfen spielte er bis Juni 2002. Zur Saison 2002/03 schloss er sich dem Zweitligisten Eintracht Braunschweig an. Im Sommer 2007 beendete er dort seine aktive Fußballerkarriere. Im Sommer 2009 kehrte er jedoch zum Fußball zurück und fungierte bei Eintracht Braunschweig unter Cheftrainer Torsten Lieberknecht bis 2018 als Athletik-Trainer. Auch vom Museumsteam des FCK die herzlichsten Glückwünsche zum heutigen 50. Geburtstag.
mg