Foto: Archiv Eric Lindon
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Vom Ruhrpott mit dem Betze in die 1. Liga

Zum 5. Todestag von FCK-Abwehrspieler Willi Kostrewa

17.07.2021

 

Worüber im deutschen Fußballsport vor mehr als sechs Jahrzehnten jahrelang diskutiert worden war, wurde am 28. Juli 1962 zum Faktum. Der DFB-Bundestag beschloss das Ende der regionalen Ligastrukturen und die Einführung einer nationalen ersten Liga. In Kaiserslautern schickte sich Trainer Günter Brocker an für die letzte Oberliga-Spielzeit eine schlagkräftige Truppe zu formieren. Mit einem feinen Gespür für die individuellen Stärken an den kritischen Stellen im Mannschaftsgefüge. Mit Willi Kostrewa von Eintracht Gelsenkirchen und dem Eigengewächs Roland Kiefhaber kamen die notwendigen Verstärkungen im Defensivbereich. Außerdem wurden mit Willy Reitgaßl vom Karlsruher SC und Erich Meier („Flutlicht-Meier“) von Eintracht Frankfurt zwei hochwertige Offensivspieler verpflichtet. Dass der FCK am Ende der Saison Meister der Oberliga-Südwest wurde und sich so den letzten Platz in der neuen Bundesliga gesichert hatte, daran hatte auch Willi Kostrewa einen wesentlichen Anteil. Heute vor fünf Jahren starb der sympathische Defensivgarant im Alter von 76 Jahren.

 

Geboren wurde Willi Kostrewa in Gelsenkirchen-Ückerdorf. Seine fußballerische Laufbahn begann er bei seinem Stadtteilverein Eintracht Gelsenkirchen. Nach seinen ersten Jahren in der dortigen Jugend hatte er im Sommer 1958 den Sprung in die 1. Mannschaft der Blau-Roten aus dem Gelsenkirchener Süden geschafft. So war die Spielzeit 1958/1959 für Willi Kostrewa in der 2. Liga West auch die erste Saison, in der er erstmals Erfahrungen im höherklassigen Fußball sammeln durfte. Der Abwehrspieler spielte bei den Gelsenkirchenern mit weiteren Talenten wie Ernst Kuster, Franz-Josef Sarna, Rainer Schönwälder, Karl-Heinz Bente und Heinz Pliska zusammen. Wirtschaftliche Engpässe zwangen den Verein allerdings immer wieder, regelmäßig den Verkauf von Hoffnungsträgern zu vollziehen. Ein Grund weswegen der angestrebte Aufstieg in die Oberliga West nicht realisiert werden konnte. Willi Kostrewa absolvierte für die Gelsenkirchener von 1958 bis 1962 in der 2. Liga West 104 Ligaspiele und erzielte dabei fünf Tore.

 

Zur Saison 1962/1963 verließ er seine Heimat und wechselte in die Pfalz. An den Betzenberg. Zum 1. FC Kaiserslautern! Die Roten Teufel spielten zu dieser Zeit in der Oberliga Südwest. Mit Trainer Günter Brocker holte sich der FCK den Meistertitel der Oberliga Südwest und qualifizierte sich so für die neugeschaffene Fußball-Bundesliga. Willi Kostrewa hatte dabei mit 19 Einsätzen und einem Torerfolg wesentlichen Anteil daran, dass der FCK am Ende der Spielzeit mit dem Vorjahresmeister Borussia Neunkirchen und dem FK Pirmasens die stärkste Konkurrenz im Südwesten hinter sich lassen konnte. Sein Debüt in der Oberliga gab Willi Kostrewa noch als Mittelläufer. Bei der Auswärtspartie gegen Saar 05 Saarbrücken unterlag der FCK dabei am 19. August 1962 deutlich mit 2:4. Als die Lauterer dann aber am 30. Spieltag die Saison beendeten, bildete Willi Kostrewa mit Roland Kiefaber längst ein absolut souveränes und sattelfestes Defensiv-Bollwerk. Der letzte Spieltag fand am 12. Mai 1963 statt, als der FCK beim SC Ludwigshafen einen 9:1-Auswärtserfolg einfuhr. In die Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft 1963 starteten die Roten Teufel am 25. Mai im Südweststadion in Ludwigshafen mit einem 1:1 gegen Hertha BSC. In allen sechs Gruppenspielen in der Endrunde gegen Hertha BSC Berlin, den 1. FC Köln und den 1. FC Nürnberg vertraute Trainer Günter Brocker mit Roland Kiefaber und Willi Kostrewa auf sein nun eingespieltes Defensiv-Duo. Dennoch reichte es nicht für höhere Meriten. Der FCK belegte in der Vorrunden-Gruppe 1 am Ende den vierten und letzten Platz. Deutscher Meister wurde Borussia Dortmund.

Foto: Der Betze brennt
Foto: Der Betze brennt

Sei’s drum - der FCK hatte sich für die neue Bundesliga qualifiziert. Am 31. August 1963, dem zweiten Spieltag der Saison 1963/1964, debütierte der damals 23-jährige Willi Kostrewa in der Bundesliga bei der 2:3-Heimspielniederlage gegen den FC Schalke 04. Bis zum Sommer 1967 trug er das Trikot der Roten Teufel. Der FCK befand sich in diesen Jahren permanent im Abstiegskampf. Als in der Saison 1966/1967 dem FCK unter Trainer Gyula Lóránt der Vormarsch auf den 5. Rang glückte, kam Willi Kostrewa nicht mehr zum Einsatz. Sein letztes Bundesligaspiel für den FCK bestritt er am 23. April 1966 bei einer 1:2-Heimniederlage gegen den Bundesligaaufsteiger FC Bayern München. Schiedsrichter Horst Herden verwies damals gleich vier Spieler des Feldes: Jürgen Neumann, Uwe Klimaschefski und Willi Wrenger auf Seiten des FCK sowie Dieter Koulmann vom FC Bayern München. Während seiner Zeit in Kaiserslautern absolvierte Willi Kostrewa unter Einbeziehung von Oberliga, Meisterschaftsendrunde, UI-Cup und DFB-Pokal insgesamt 90 Pflichtspiele, davon 54 in der Bundesliga. Zwei Tore gelangen ihm dabei. Eines in der Oberliga Südwest, eines in der Bundesliga.

 

Vom Betzenberg zog es Willi Kostrewa dann an die Mosel. Ab der Saison 1967/1968 trat er für die Koblenzer TuS Neuendorf in der zweitklassigen Regionalliga Südwest an. In seiner ersten Saison in Koblenz holte Willi Kostrewa mit seinen Mannschaftskollegen die Vizemeisterschaft im Südwesten. In der Bundesliga-Aufstiegsrunde bestritt er alle acht Gruppenspiele gegen Kickers Offenbach, Bayer Leverkusen, Tennis Borussia Berlin und Arminia Hannover. In seiner zweiten Spielzeit am Oberwerth konnte er infolge von Verletzungsproblemen lediglich noch fünf Ligaspiele bestreiten. Am 8. Dezember 1968 absolvierte er seinen letzten Regionalligaeinsatz als Einwechselspieler bei einem 2:0-Heimerfolg gegen den SVW Mainz.

 

Willi Kostrewa starb am 17. Juli 2016 im Alter von 76 Jahren. Wir werden auch ihm im FCK-Museum ein gebührendes Andenken bewahren.

 

mg

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