Gerd „Zick Zack“ Roggensack wird 80
Zum Geburtstag des ehemaligen Lauterer Spielers und Trainers
05.10.2021
Zweimal kreuzten sich die Wege von Gerd Roggensack und dem 1. FC Kaiserslautern. Allerdings jeweils nur maximal ein Jahr. In der Saison 1967/68 trug er für ein Jahr als Spieler das Trikot der Roten Teufel. Zu Beginn der Spielzeit 1989/90 wurde Gerd Roggensack Cheftrainer am Betzenberg, musste jedoch bereits im Februar des darauffolgenden Jahres seinen Posten räumen und wurde von Karl-Heinz Feldkamp abgelöst. Weit länger spielte der in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) geborene Gerd Roggensack jedoch beim DSC Arminia Bielefeld, für den er insgesamt acht Jahre lang als Spieler auflief. Zwischen 1963 und 1970 in der Regionalliga, danach noch zwei Jahre in der Bundesliga. Ausgerechnet auch in jener Saison als die Bielefelder Arminia in den Bundesliga-Skandal verstrickt war, der das Ansehen der höchsten deutschen Spielklasse schwer beschädigte. Am 5. Oktober 2021 wird Gerd Roggensack 80 Jahre alt.
Sein Spitzname „Zick Zack Roggensack“, den er dem Bielefelder Publikum verdankt, ist ihm bis heute geblieben. Mit seinen Dribbelkünsten brachte der Flügelflitzer in den 1960er und 1970er Jahren meist über die rechte Seite so manche Abwehrreihe in Verlegenheit, wenn er im Zickzack-Kurs gleich zwei oder drei Kontrahenten austrickste und umspielte. Mit dem Fußballspielen angefangen hatte er als junger Bub beim FC Stukenbrock. Ab 1955 lief er als Stürmer für den VfJ 08 Paderborn auf und wechselte 1962 zu Borussia Dortmund. Dort debütierte er am 18. August 1962 in der Oberliga West. In der Spielzeit 1962/63, der letzten vor Gründung der Bundesliga, wurde Borussia Dortmund Deutscher Meister. Gerd Roggensack verließ den frischgebackenen deutschen Meister und wechselte zur Bielefelder Alm. Er spielte von 1963 bis 1967 sowie erneut von 1968 bis 1972 bei Arminia Bielefeld mit der er 1970 in die Bundesliga aufstieg. Dazwischen trug er für ein Jahr das Trikot des 1. FCK in der Bundesliga.
Bekannt wurde Gerd Roggensack auch als Schütze eines Tores seiner Bielefelder Arminia gegen den FC Schalke 04. Am 28. Spieltag der Saison 1970/71 besiegte die abstiegsgefährdete Elf von der Alm am 17. April 1971 im Gelsenkirchener Parkstadion die favorisierten Schalker Knappen knapp mit 1:0. Torschütze, Gerd Roggensack. Erst später stellte sich heraus, dass dieses Spiel zwischen den beteiligten Mannschaften abgesprochen war, um einen möglichen Abstieg der Arminen zu verhindern. Auch im letzten Spiel jener Saison schoss Gerd Roggensack im Juni 1971 gegen Hertha BSC das 1:0, womit die Arminia die Klasse halten konnte. Die Offenbacher Kickers, Mitkonkurrenten der Arminen im Abstiegskampf, hatten das Nachsehen. Kickers-Präsident Horst-Gregorio Canellas löste einen Tag nach Saisonende einen Skandal aus. Zur Feier seines 50. Geburtstags lud er am 6. Juni 1971 Pressevertreter und DFB-Funktionäre in sein Haus ein und offenbarte mittels diverser Tonbandaufnahmen die betrügerischen Bestechungsversuche der Südhessen und der Westfalen.
1972 wechselte Gerd Roggensack nach Gütersloh, wo er zunächst für den DJK bis 1974 in der Regionalliga 33 Partien absolvierte und für den FC Gütersloh bis 1976 in der zweiten Bundesliga-Nord noch in 59 Spielen auf dem Rasen stand. Nach dem Ende seiner aktiven Spieler-Karriere wechselte Gerd Roggensack ins Trainergeschäft. Von 1976 bis 1979 betreute er zunächst den FC Stukenbrock und die DJK Gütersloh. Von 1979 bis 1984 war er bei Arminia Bielefeld zunächst als Jugendtrainer tätig, wurde dann Co-Trainer und übernahm im Frühjahr 1984 das Amt des Cheftrainers, das er bis Februar 1986 ausübte. Es folgten Trainerstationen bei Eintracht Braunschweig (1986-1987) und bei der SG Wattenscheid 09 (1987-1989) ehe er in die Pfalz auf den Betzenberg wechselte, wo er als Spieler bereits ein Jahr lang in der Bundesliga das Trikot der Roten Teufel getragen hatte.
Das einjährige Gastspiel von Gerd Roggensack als Spieler beim FCK darf als durchaus erfolgreich bezeichnet werden. Auf 33 Pflichtspiele kam er am Betzenberg, 32 davon in der Bundesliga, wo er auch seine 10 Saisontreffer ablieferte. Denkwürdig dabei sicher die Partie gegen den TSV 1860 München am 6. Spieltag. In der bayrischen Landeshauptstadt erzielte Gerd Roggensack am 16. September 1967 einen lupenreinen Hattrick, als er im zweiten Durchgang innehrhalb von knapp 20 Minuten die Münchner Löwen quasi im Alleingang abschoss und alle drei Treffer zum 3:0-Auswärtsieg des FCK erzielte. Der FCK landete am Ende der Saison auf Tabellenplatz 16 und konnte die Klasse halten. Sein späteres Engagement als Cheftrainer am Betzenberg hingegen verlief eher glücklos. Sepp Stabels Vertrag endete nach der abgelaufenen Saison 1988/89, Gerd Roggensack übernahm. Am Ende des dritten Saison-Spieltages sah die FCK-Welt noch ganz vielversprechend aus. Der 1. FC Kaiserslautern war nach zwei Siegen und einem Remis Tabellenführer. Doch in den Wochen danach begannen die Roten Teufel zu straucheln. Bereits am 10. Spieltag war die Truppe von Gerd Roggensack auf Tabellenplatz 14 abgerutscht, stand nach dem 17. Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Fünf Spieltage später, nach einer bitteren 4:0-Niederlage beim SV Waldhof Mannheim musste Gerd Roggensack gehen. Sein Nachfolger Karl-Heinz Feldkamp übernahm. Immerhin, Gerd Roggensack hatte mit seiner Mannschaft das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht. Unter dem neuen Coach gewannen die Roten Teufel am Bieberer Berg, zogen ins Finale ein und holten erstmals die goldene Pokal-Trophäe in die Pfalz.
Nach seinem Ausscheiden beim FCK folgten Trainerstationen bei zahlreichen Vereinen, unter anderem bei Preußen Münster, der SpVgg Unterhaching oder dem VfL Wolfsburg, mit dem er als Zweitligist 1995 das DFB-Pokalfinale erreichte, sich aber im Berliner Olympiastadion Borussia Mönchengladbach mit 0:3 geschlagen geben musste. Bei seiner letzten Trainerstation betreute er bis 2011 die U19 des FC Stukenbrock. Aber auch nach dem offiziellen Ende seiner Trainerkarriere, ließ ihn der Fußball nie los und so nutzte er auch bis ins hohe Alter noch manche Gelegenheit mit heranwachsenden Jugendkickern zu arbeiten. Noch vor zehn Jahren betreute er im Alter von 70 Jahren die A-Jugend des Bielefelder Kreisligisten SV Ubbedissen 09. Mit der Jugend zu arbeiten, eine Aufgabe, die ihm nach eigenem Bekunden stets besonders viel Spaß gemacht habe. Mindestens so sehr, wie er kulinarisch für einen rheinischen Sauerbraten schwärmt. Vielleicht gibt es den ja auch als Geburtstagsessen!
Das Museumsteam und die FCK-Gemeinde gratulieren ganz herzlich zum 80. Geburtstag und wünschen noch viele gesunde Jahre.
mg