Mit zwei FCK-Titeln in der Tasche zum Fröhnerhof
Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums wird am 16. November 55 Jahre alt
16.11.2021
Er gehörte zur FCK-Mannschaft, die 1990 erstmals DFB-Pokalsieger wurde und ein Jahr darauf mit dem FCK den dritten Meistertitel nach 1951 und 1953 feiern konnte. Gemeint ist Uwe Scherr, der nach 28 Jahren den Weg zurück zu den Roten Teufeln fand und beim FCK seit dem 11. August 2020 nun das Nachwuchs-leistungszentrum am Fröhnerhof leitet. Zwei Welten, die ihn während seiner gesamten Fußballzeit besonders prägten. Hier der 1. FC Kaiserslautern, mit dem er als Spieler seine größten sportlichen Erfolge feiern konnte, dort die Nachwuchsarbeit, die ihn nach seiner Zeit als aktiver Kicker am längsten und am nachhaltigsten in den Bann gezogen hat. Kein Wunder, dass Uwe Scherr dem NLZ des FCK eine positive Entwicklung attestiert und sich sicher ist, dass es in den kommenden Jahren gelingen wird, auch wieder Spieler an die erste Mannschaft heranführen zu können. Am 16. November 2021 feiert Uwe Scherr seinen 55. Geburtstag.
Geboren wurde Uwe Scherr im oberpfälzischen Amberg, wo er zusammen mit zehn Schwestern und drei Brüdern aufwuchs. Sicher nicht immer einfach, aber in so einem Umfeld lernt man auch sich durchzusetzen. Für einen Fußballer keine schlechte Schule. Seine ersten fußballerischen Gehversuche machte er bei der SG Siemens in Amberg. Weitere Stationen waren die Jugendabteilungen des 1. FC Amberg und des 1. FC Nürnberg, wohin er im Alter von 16 Jahren wechselte. Noch heute kennzeichnet er es als großes Glück, in jenen Jahren unter den Fittichen guter und weitsichtiger Trainer gestanden zu haben. Eine Erkenntnis, die irgendwann sicher auch die Überzeugung gedeihen ließ, sich einmal dem Nachwuchsbereich zu verschreiben. Bei seiner Station an der Noris machte Uwe Scherr seine nächsten Schritte. Er spielte für die U19 in der damals höchsten deutschen Jugendklasse sowie bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg in der Bayernliga. In seinem zweiten Jugendjahr zog er sich eine schwere Knieverletzung zu. Ein Außenbandanriss setzte ihn ein halbes Jahr außer Gefecht. Doch Uwe Scherr kämpfte sich zurück und verpasste den Sprung ins Profiteam nur aufgrund einer Verletzung. Als vielversprechendes Talent hatte ihn auch ein ehemaliger Jugendtrainer, der inzwischen beim FC Augsburg war, noch auf dem Radar und holte ihn daher in die Fuggerstadt, wo Uwe Scherr zwei Jahre lang als bester Amateurspieler Deutschlands in der Bayernliga kickte.
Zu Beginn des Jahres 1989 geriet er auch ins Blickfeld der Verantwortlichen des FCK. Gerd Roggensack sah in ihm einen außerordentlich entwicklungsfähigen Spieler. Ein sich anbahnender Wechsel zum Saisonbeginn war eigentlich bereits im Februar beschlossene Sache. Nicht weniger als 14 Angebote anderer Erstligisten hätte Uwe Scherr wenige Wochen später noch als Joker ziehen können, doch er blieb bei seiner Zusage und wechselte zu Beginn der Saison 1989/90 an den Betzenberg. Mit der klaren Ansage, vom Saisonstart weg spielen zu wollen. Er überzeugte in der Vorbereitung auch Trainer Gerd Roggensack, der ihn zunächst behutsam aufbauen wollte und machte sein Debüt gleich am ersten Spieltag. Mit 2:1 besiegte der FCK am 28. Juli 1989 Borussia Mönchengladbach vor heimischem Publikum. Uwe Scherr stand in der Startelf und absolvierte die vollen 90 Minuten. In seiner ersten Spielzeit kam er zu 22 Bundesligaeinsätzen. In einer Saison, die den Fans ein Wechselbad der Gefühle abverlangte. Drohender Abstieg, Trainerwechsel, Einzug ins DFB-Pokalfinale und zur Krönung der Pott im Finale in Berlin. Unter dem neuen Trainer Karl-Heinz Feldkamp blühte die Mannschaft auf, sicherte sich den Klassenerhalt und am Ende den DFB-Pokal. In einer legendären Partie, in der auch Uwe Scherr eine herausragende Rolle spielte.
Erstes Jahr beim neuen Verein, erster Titel. Ein zweiter sollte in der Spielzeit danach folgen. In 31 Bundesligaspielen trug Uwe Scherr in der Saison 1990/91 das Trikot der Roten Teufel. Eine atemberaubende Spielzeit, an deren Ende sich der FCK mit dem bis heute unvergessenen Auswärtssieg am letzten Spieltag die dritte Deutsche Meisterschaft sicherte. Mit 6:2 schlugen die Jungs von Trainer Karl-Heinz Feldkamp den rheinischen „Effzeh“ im Müngersdorfer Stadion in Köln. Mit auf dem Rasen auch Uwe Scherr, der mit dieser Partie auch für sich selbst seine zweite Spielzeit am Betzenberg krönte. Er blieb noch ein weiteres Jahr ein Roter Teufel, ehe er nach der Saison 1991/92, in der der FCK am Ende Tabellenplatz 5 belegte, zum Ligarivalen Schalke 04 wechselte. In insgesamt 98 Pflichtspielen trug Uwe Scherr das FCK-Trikot, davon 80 in der Bundesliga, wo ihm auch 6 Tore für die Roten Teufel gelangen.
Bei den Schalker Knappen blieb er bis 1996 und kam in den vier königsblauen Jahren zu 82 Bundesligaspielen. Es folgten weitere Stationen beim 1. FC Köln, für den er von 1996 bis 1998 auflief und beim Wuppertaler SV, zu dem er 1998 wechselte und wo er ein Jahr später seine Spielerkarriere beendete. Uwe Scherr kehrte nach Gelsenkirchen zurück. Bei Schalke 04 arbeitete er zunächst als Chefscout und wurde dann Leiter der Nachwuchsabteilung. Es sei Rudi Assauer gewesen, der ihm die Möglichkeit bot, in der „Knappenschmiede“ auch im Trainerbereich Erfahrungen sammeln zu können und so wurde Uwe Scherr Co-Trainer der Schalker U19. Eine Zeit, in der die Schalker mit ihrer Nachwuchsarbeit übrigens die späteren Weltmeister Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler hervorbrachten. Bis 2012 blieb Uwe Scherr bei den Königsblauen, zuletzt als Leiter der Nachwuchsabteilung.
Im Mai 2012 übernahm er als Nachfolger von Erik Meijer den Posten als Sportdirektor von Alemannia Aachen. Seinen bis zum 30. Juni 2013 laufenden Vertrag verlängerte er nicht. Stattdessen ging Uwe Scherr zum TSV Marl-Hüls, wo er bis April 2017 blieb und direkt im Anschluss eine Anstellung als Leiter der Nachwuchsabteilung beim ungarischen Club FC Honvéd Budapest annahm. Nach etwas mehr als drei Jahren in der ungarischen Landeshauptstadt folgte dann im Sommer der Wechsel zurück zum Betzenberg, wo Uwe Scherr seither als Sportlicher Leiter das Nachwuchsleistungszentrum des FCK führt. Auf dem Fröhnerhof ist er verantwortlich für die Jugendmannschaften von der U10 bis zur U19, für die er all seine im Nachwuchsbereich gesammelten Erfahrungen in die Waagschale werfen will. Eine reizvolle Aufgabe, denn der FCK genießt noch immer einen exzellenten Ruf. Doch im Nachwuchsbereich hat der Verein durchaus Aufholbedarf. Aber auch großes Potential. „Die besten Talente in der Region müssen wieder zum FCK wechseln“, steckte Uwe Scherr schon bei seinem Antritt im NLZ seine hohen Ziele ab. Der FCK-Nachwuchsbereich müsse wieder auf ein Topniveau gehoben werden, menschlich, sportlich und auch charakterlich, umschreibt der ehrgeizige Netzwerker seine Vorstellung von einem Gesamtkonzept und seiner Vision, wie das Nachwuchsleistungszentrum als Dienstleister für die Profis vorangebracht werden muss.
Die ganze FCK-Familie und auch das Museumsteam gratulieren zum heutigen 55. Geburtstag. Wir würden uns freuen, auch in fünf Jahren einen Geburtstagsbericht über Uwe Scherr als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums am Fröhnerhof verfassen zu können.
mg