Der lange Weg von Saarbrücken bis Saarbrücken
Zum 75. Geburtstag des Ex-FCK-Spielers Wolfgang Seel
21.06.2023
Es war in der Fußballhistorie des FCK keine Seltenheit, dass ein Spieler für eine überschaubare Zeit das Trikot der Roten Teufel trug, am Betzenberg unumstritten zu den Leistungsträgern gehörte, aber erst bei einem anderen Verein dann so richtig durchstartete. Dazu gehört auch Wolfgang Seel, der von 1971 bis 1973 beim FCK auf der Gehaltsliste stand und in zwei Spielzeiten in 65 Bundesligapartien immerhin 17 Tore für den 1. FC Kaiserslautern erzielen konnte. Im Sommer 1973 wechselte er für eine Ablösesumme von 300.000 DM zu Fortuna Düsseldorf. Ganze zehn Jahre blieb er den Rheinländern treu, gewann mit der Fortuna zweimal den DFB-Pokal und schaffte dort auch den Sprung in die Nationalmannschaft. Wolfgang Seel feiert heute seinen 75. Geburtstag.
Mit dem Fußballspielen begann Wolfgang Seel als junger Bub in seinem Geburtsort Kirkel im Saarland beim dortigen SV Kirkel. Im Sommer 1966, nur knapp eine Woche nach seinem 18. Geburtstag wechselte er zum 1. FC Saarbrücken, der damals noch in der Regionalliga Südwest spielte. Bei den Kickern vom Ludwigspark spielte er bis 1971, kam dort allerdings nur auf insgesamt 8 Pflichtspiele in unterschiedlichen Wettbewerben. Die Fortführung seiner „Ludwigspark-Karriere“ sollte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Fahrt aufnehmen.
Im Sommer 1971 kam Wolfgang Seel dann zum Betzenberg und entwickelte sich unter Trainer Dietrich Weise schnell zu einem Leistungsträger in der Offensive. Sein Debüt im FCK-Trikot gab er gleich am ersten Spieltag der Saison 1971/72 beim 1:0-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Nur eine Woche später erzielte er beim Gastspiel des FCK beim SV Werder Bremen sein erstes Tor für den FCK, als er beim Stand von 1:1 im zweiten Durchgang die Führung für den FCK-markieren konnte. Die Bremer glichen dann kurz vor Ende der Partie noch zum 2:2 Endstand aus. In seiner zweiten Saison am Betzenberg durfte sich Wolfgang Seel auch auf internationalem Parkett im FCK-Trikot profilieren. Sein Debüt im UEFA-Cup gab er am 13. September 1972. In der 1. Runde stand er beim Hinspiel bei Stoke City in der Startelf, musste jedoch in der 71. Minute für Seppl Pirrung weichen. Der FCK unterlag zwar auf der Insel mit 1:3, zog aber durch einen klaren 4:0-Erfolg im Rückspiel trotzdem in die 2. Runde ein.
Seine beiden letzten Bundesligatore für den FCK erzielte er am 33. Spieltag der Saison 1972/73. Vor heimischem Publikum führte der FCK gegen Eintracht Braunschweig zur Pause mit 1:0. Im zweiten Durchgang markierte Wolfgang Seel mit zwei weiteren Treffern den 3:0 Endstand. Eine Woche später hieß es nach einer 4:1-Auswärtspleite bei Hertha BSC dann Abschied nehmen vom Betzenberg. Insgesamt 94 Pflichtspiele bestritt Wolfgang Seel für den 1. FC Kaiserslautern und traf während seiner zwei Jahre am Betzenberg dabei 22 Mal ins gegnerische Netz.
Sein Spiel- und Tor-Debüt bei der rheinischen Fortuna gab er am ersten Spieltag der Saison 1973/74. Beim Gastspiel bei den Münchner Bayern markierte er bereits in der 8. Minute die Düsseldorfer Führung. Am Ende unterlag seine Mannschaft dem Münchner Starensemble mit 1:3. Wolfgang Seel gehörte auch in Düsseldorf von Anfang an zu den Leistungsträgern, spielte dort auch jahrelang an der Seite so namhafter Nationalspieler wie Klaus und Thomas Allofs, Gerd Zewe oder Manfred Bockenfeld. Bereits 1974 debütierte er übrigens auch in der A-Nationalmannschaft, als er beim Gastspiel gegen die Schweiz zur 2. Halbzeit für Bernd Hölzenbein eingewechselt wurde. Deutschland gewann das Spiel in Basel mit 2:1, den Siegtreffer markierte übrigens der Lauterer Reiner Geye. Sein letztes Spiel mit dem Adler auf der Brust bestritt er am 14. Dezember 1977 beim 1:1 gegen Wales.
Mit Fortuna Düsseldorf stand Wolfgang Seel zwischen 1978 und 1980 gleich drei Mal nacheinander im DFB-Pokalfinale. Nach einer Niederlage 1978 gegen den 1. FC Köln gelang es der Fortuna 1979 dann aber im sechsten Final-Anlauf der Vereinsgeschichte die goldene Trophäe an den Niederrhein zu holen. Wolfgang Seel war es, der in jenem Finale in der Verlängerung den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg markierte. Nach einem abgewehrten Freistoß hatte der Berliner Kapitän Uwe Kliemann den Ball ohne Not zurück zu Torwart Norbert Nigbur gespielt - Wolfgang Seel grätschte dazwischen und vollendete aus spitzem Winkel fast von der Torauslinie. Der Treffer wurde zum Tor des Monats Juni gewählt!
Das DFB-Pokalfinale 1978 hatte Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Köln zwar verloren, doch da der rheinische "Effzeh" am Ende jener Saison auch Deutscher Fußballmeister geworden war, durfte Düsseldorf als unterlegener Finalist in der Saison 1978/79 im Europapokal der Pokalsieger antreten. Die Fortuna spielte dabei eine überragende Saison, schaltete in der ersten Runde den FC Universitatea Craiova, im Achtelfinale den FC Aberdeen, im Viertelfinale Servette Genf und im Halbfinale Banik Ostrava aus und traf im Finale auf den haushohen Favoriten FC Barcelona. In dem am 16. Mai 1979 in Basel ausgetragenen Finale gingen die Katalanen bereits im ersten Durchgang zweimal in Führung. Thomas Allofs zum 1:1 (8.) und Wolfgang Seel zum 2.2 (41.) glichen für die Fortuna jeweils aus. Während der regulären Spielzeit war kein Sieger zu ermitteln, nach 90 Minuten stand es weiter 2:2. In der Verlängerung schienen die Spanier nach zwei weiteren Treffern in der 103. und 111. Minute schon wie der sichere Sieger auszusehen. Doch in der 114. Minute war es Wolfgang Seel, der einen abgewehrten Torschuss von Klaus Allofs per Abstauber noch verwerten konnte, die Fortuna damit noch einmal auf 4:3 heranbrachte und die Partie so noch einmal spannend machte. Am Ende bliebe es beim 4:3 für den FC Barcelona und auch wenn es für die Fortuna zum Titel nicht reichte, so war das Finale für Wolfgang Seel und seine Mannschaftskameraden sicher bis heute ein absolutes Karriere-Highlight!
Besondere Berühmtheit erlangte Wolfgang Seel auch durch seine zwei Tore beim legendären 7:1-Sieg der Fortuna gegen den FC Bayern München Anfang Dezember 1978. In der Bundesliga kam er in seinen ersten fünf Spielzeiten übrigens in allen Spielen der Fortuna zum Einsatz. Als er in der Spielzeit 1981/82 in der Bundesliga für die Rheinländer nur noch in 12 Partien und in der Folgesaison überhaupt nicht mehr zum Einsatz kam, kehrte er im Sommer 1983 zum 1. FC Saarbrücken zurück.
Für die Saarländer absolvierte er in der 2. Bundesliga (1983-1985) und nach dem Aufstieg 1985 in der 1. Bundesliga noch insgesamt 86 Spiele und schoss dabei 19 Tore. Der FCS stieg am Ende der Spielzeit 1985/86 als Vorletzter des Klassements nach nur einem Jahr wieder in die 2. Bundesliga ab. Besondere Tragik dabei - es war Wolfgang Seels letztes Profi-Jahr und zum Ende der Saison dümpelten neben dem 1. FC Saarbrücken mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern auch seine beiden Ex-Vereine im Abstiegssumpf der Bundesliga rum. Nach dem 30. Spieltag übernahm Wolfgang Seel bei den Saarländern als Spieler-Trainer das Traineramt vom glücklosen Uwe Klimaschewski. Nach dem 31. Spieltag stand Hannover 96 auf dem letzten Tabellenplatz bereits als Absteiger fest. Fortuna Düsseldorf belegte den 15. Tabellenplatz und direkt dahinter rangierten der 1. FCK (16.) und der 1. FC Saarbrücken (17.). Die Rheinländer und der 1. FC Kaiserslautern konnten sich bis zum letzten Spieltag retten konnten. Dem FCK gelangen gar drei Siege in Folge, am 34. Spieltag beim Auswärtsspiel in Saarbrücken sogar ein 6:0-Kantersieg. Für den FCS blieb es beim vorletzten Tabellenplatz und dem damit besiegelten Abstieg.
Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn durfte Wolfgang Seel mit viel Stolz auf seine Spieler-Vita blicken. Diese zieren immerhin sagenhafte 548 Pflichtspiele und 120 erzielte Tore! Seit dem Karriereende arbeitete Wolfgang Seel unter anderem bis 2007 für die Saarland Sport-Toto GmbH. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Bundesliga wurde er 2013 in eine „Saarland-Jubiläums-Elf“ gewählt. Zur Wahl, die von dem Ellenfeld e.V. und dem Saarpark-Center organisiert worden war, standen alle Saarländer, die seit 1963 in der Bundesliga gespielt hatten.
Die FCK-Fangemeinde und das gesamte Museumsteam gratulieren am heutigen 21. Juni ganz herzlich zum 75. Geburtstag und wünschen alles Gute und vor allem Gesundheit für die kommenden Jahre.
mg