Am 12.04.12 fand in der Fritz-Walter-Museumsebene ein spannender Vortrag zum Thema HSV Museum statt. Referent Dirk Mansen (Gründungsmitglied HSV Supporter-Club, ehemaliger Fanbeauftragter und heutiger Museumsleiter) gab einen spannenden Einblick in die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Hamburger Museums.
Die Idee für ein HSV Museum entstand, als man eines Tages die im Archiv gesammelten Exponate gesichtet und festgestellt hatte, wie viele tolle Dinge sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten und wie viele Geschichten und Schicksale sich dahinter verbargen.
Als Grundlage wurde ein imaginäres Budget erstellt, also die Kosten, die für die Einrichtung des Museums und den Betrieb anfallen und die Einnahmen, die man erzielen kann. Ziel war es von Anfang an, dass sich das Museum finanziell selbst trägt.
Dann wurden die Grundlagen des Projekts formuliert, also für welche Zielgruppen das Museum gemacht werden soll, wer sich darum kümmern wird, welche Größe es haben soll, welche Öffnungszeiten usw.
Das Sammeln und archivieren ist als Grundlage sehr wichtig, wobei der HSV das Glück hat auf ein seit den 20er Jahren bestehendes Archiv zugreifen zu können. Die Exponate müssen sachgemäß gelagert werden und zwar auch so, dass man jederzeit sofort alles findet. Der Verein ist zu sensibilisieren, damit aktuelle Spielkleidung, Tauschwimpel usw. automatisch im Archiv landen.
Bereits zur Einrichtung des Museums konnten beim HSV Sponsoren gewonnen und Gründerbausteine verkauft werden, die zur Finanzierung beigetragen haben.
Mittlerweile schreibt das Museum schwarze Zahlen, die Überschüsse, die erzielt werden, fließen in die Ausstellungen zurück. Seit der Eröffnung 2004 hatte das Museum insgesamt 408.000, alleine im letzten Jahr 56.000 Besucher und es wurden zehn Sonderausstellungen durchgeführt.
Das Museum trägt heute nicht nur dazu bei, Fans an den Verein zu binden, sondern auch neue Fans zu gewinnen. 50 % der Besucher sind unter 18, ein Großteil davon sind Kinder, die ihre Geburtstage feiern. Selbst wenn sie vorher nicht HSV-Fan waren, gehen sie danach oft mit leuchtenden Augen aus dem Stadion.
Ziel des Museums war neben der Vermittlung der Geschichte auch, das vereinseigene Stadion außerhalb der Spieltage zu beleben. Der HSV bot als erster Verein in Deutschland Stadionführungen, Einkaufen im Fanshop, Ticketkauf, Essen im Stadionrestaurant und den Besuch des Museums gemeinsam an. Mittlerweile ist das Stadion eine Besucherattraktion, die außerhalb der Spieltage von ca. 200.000 - 250.000 Besuchern im Jahr besucht wird.
Das Museum erzielt aber nicht nur die Synergieeffekte durch Führungen, Gastronomie und Shop. Es finden auch Kinderferienprogramme statt, die Fußballschule, der Kids-Club und Kindergeburtstage werden in Zusammenarbeit mit dem Museum durchgeführt.
Außerdem bietet das Museum den Sponsoren des HSV an, für deren Gäste an Spieltagen Führungen durchzuführen. Guides holen die Gäste in den VIP-Räumen ab und bringen sie danach zurück an ihre Tische. Die Sponsoren können ihren Gästen am Spieltag einen Mehrwert bieten und der HSV erhält Kontakte, die oft in weiteren Dingen, wie beispielsweise die Durchführung einer Firmenveranstaltung im Stadion, münden.
Dirk Mansen betont, dass der Aufbau des Museums nur der Anfang ist. Wichtig ist es, durch gute Konzepte, Marketing, PR und Kooperationen ständig Besucher zu akquirieren. Auch bei ihnen war der Anfang schwierig. Erst durch regelmäßige Öffnungszeiten, Kontinuität und ständiger Präsenz in den vereinseigenen Medien hat es sich dann entwickelt.
Heute werden aktuelle, ehemalige aber auch potentielle Spieler durch das Museum geführt und erhalten Einblick in die Geschichte und die Werte des Vereins. Im Museum finden Traditionsabende statt, Lesungen, Führungen durch Ehemalige, Firmen- und Weihnachtsfeiern, oder auch Schulprojekte.
Durch jährliche Sonderausstellungen werden die Besucher erneut in die Ausstellung geholt, Ausstellungen wie „Die Raute unter dem Hakenkreuz“ werden von Schulklassen im Unterricht genutzt.
Nach dem Vortrag gab es noch lange Gespräche, bei denen oft die Frage im Raum stand, inwieweit Hamburg mit Kaiserslautern vergleichbar sei. Man kam aber zu dem Ergebnis, dass zwar die Voraussetzungen sehr unterschiedlich sind, beide Vereine aber mit ihren Museen große Potentiale haben.
Die Weltstadt Hamburg hat auch durch die Touristen ein schier unendliches Besucherpotential. Allerdings bieten sich in Hamburg so viele Möglichkeiten, dass die Konkurrenz riesig ist. Da das Stadion außerhalb liegt, ist es nicht einfach, die Besucher dorthin zu bekommen.
Kaiserslautern hätte mit dem Fritz Walter Stadion und seinem Fritz Walter Museum ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht nur FCK Fans aus der Region anziehen würde. Gästefans können durch den Einbezug der WM 54 begeistert werden. Bereits heute liegen Anfragen aus den USA vor, die das Museum sehen wollen, das dem größten Fußballer aller Zeiten gewidmet ist. Die Konkurrenz an Freizeitangeboten ist in Kaiserslautern und der ganzen Region erheblich kleiner.
Im Abschluss an den Vortrag überreichten die Initiative Leidenschaft und der FCK dem Referenten zum Dank einen der Original Nachdrucke des Spielplakates der WM 1954 mit Autogramm von Horst Eckel und Ottmar Walter, das seinen Platz wohl in der WM-Ecke des HSV Museums finden wird. Wir danken Dirk Mansen und dem HSV für den tollen Vortrag!